Nasslagerkostenkalkulation
Veröffentlicht am 9. April 2024 um 14:40Finanzielle Kennzahlen sind für Betreibende und Planende eine hilfreiche Entscheidungsgrundlage zur Errichtung und Bewirtschaftung eines Nasslagers. Durch die Eingabe von individuellen Parametern in ein eigens entwickeltes web-basiertes Kostenberechnungstool (auch als Excel Dokument verfügbar) können Errichtungs- und Betriebskosten eines Nasslagers berechnet werden. Zusätzlich können mit Hilfe der Kostenberechnung auch eine Vielzahl von Kennzahlen sowie die Leistung der Nasslagerung in den Bereichen Ein- und Auslagerung sowie Logistik abgeleitet werden.

Grundlegend für die Kostenberechnung ist dabei die Auswahl einer der vier praxisrelevanten Lagerformen (Abb. 1). Zusätzlich fließen weitere Kenngrößen wie die benötigte Kapazität sowie die gewünschte Anzahl an Strängen und Polter pro Strang in die Berechnung ein.

Weitere individuell konfigurierbare Parameter der Errichtungskosten umfassen: Standort, Regner, Beregnungstechnik, Wasserführungssystem, Planung und Grundstück. Zudem werden Betriebskosten wie Bruttolohn, Stromkosten, Platzreinigung, Reparaturen, Untergrund, Wasserentnahme und Übernahmesystem berücksichtigt. Die Anzahl der Touren und das Be- und Entladesystem werden für die Berechnung der Ein- und Auslagerungskosten einbezogen. Abbildung 5 stellt das Eingabefenster des Kostenberechnungstools dar, wobei die 23 Parameter für ein Nasslager mit einer Kapazität von 25.000 FM beispielhaft befüllt wurden.

Zur Veranschaulichung des Tools wird die Spannweite ausgewählter Kostenstellen anhand von drei repräsentativen Fallbeispielen, eines kostengünstigen, vollausgestatteten und eines temporären Nasslagers kalkuliert.
Kostengünstiges Nasslager
Die erste Nasslager-Konfiguration verdeutlicht, dass dieses Verfahren der Rundholzlagerung auch mit geringen finanziellen Mitteln möglich ist (Tab 1.). Neben den zuvor allgemeinen definierten Parametern werden der Untergrund aus Schotter, eine Schwerkraftanlage, Intervallberegnung und Segmentregner im Lager errichtet. Ein offenes System mit Versickerung, der Einsatz von Personal, eine selbstständige Planung sowie das Eigentum der Fläche reduzieren die Gesamtkosten. Durch den gewählten Polteraufbau von vier Reihen pro Strang kann eine erhöhte Flächeneffizienz erreicht werden. Für ein Nasslager mit einer Fläche von 1,07 Hektar müssen Investitionskosten von etwa 437.000 Euro aufgewendet werden, wobei eine Spanne von 291.000 bis 704.000 Euro vorliegt. Die höchsten Einzelkosten fallen beim Erdbau, der Platzbefestigung und der Bewässerungsanlage an.

Vollausgestattetes Nasslager
Für große Betriebe (Fichtenholzeinschlag > 25.000 FM) kann ein vollausgestattetes Nasslager eine sinnvolle Investition darstellen. Bei diesem Beispiel fallen aufgrund der Asphaltierung des Lagerplatzes, der Wasserentnahme aus einem Brunnen, der Sensorik der Bewässerungsanlage sowie der Konsultierung eines Ingenieursbüros höhere Investitionskosten an. Für effiziente logistische Prozesse wurde zudem die Anschaffung einer Belademaschine einkalkuliert. In Summe ergeben sich daraus Investitionskosten von ungefähr 1,44 Millionen Euro (1,12 Millionen bis 1,96 Millionen Euro). Die größten Kostenfaktoren stellen die Asphaltierung mit etwa 385.000 Euro, der Erdbau mit 273.000 Euro sowie der Brunnenbau mit 137.500 Euro dar.

Temporäres Nasslager (Schadholzlager)
Aufgrund der Zunahme forstlicher Kalamitäten werden Schadholzlager zukünftig ein wesentliches Lagerkonzept darstellen. Die seltene und meist nur kurzzeitige Einlagerung erfordern demnach eine deutlich reduziertere Ausstattung mit einer manuellen Übernahme durch Personal, Segmentregner sowie eine hohe Effizienz der Flächennutzung. Damit wird eine weitere Kostenreduktion erreicht und dieser Lagertyp somit für einen erweiterten Kreis an Stakeholdern wie öffentliche Forstbetriebe, Waldverbände oder Agrargemeinschaften wirtschaftlich interessant. Das Berechnungstool weist Investitionskosten von etwa 601.000 Euro (390.000 bis 982.000 Euro) auf. Diese fallen insbesondere durch die hohen Aufwendungen für die Platzvorbereitung und -befestigung sowie Beregnungsanlage an.

Weiterführende Literatur:
Kircher, J. 2024. Schadholz-Management unter Berücksichtigung von Nasslägern. Universität für Bodenkultur Wien.
Dieser Artikel basiert auf Forschungsergebnissen, die im Rahmen des MANTRA Projektes, gefördert durch den Waldfonds der Republik Österreich, einer Initiative des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, erzielt wurden.